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Donnerstag, 12. März 2015

Hausgeburten in Gefahr- neue Protestaktion! WICHTIG!

Heute erreichte mich über meine engagierte Freundin Julia Vitalis folgender Aufruf. So ernst sieht es also aus...

"An alle Mütter und werdenden Mütter die sich entschieden haben oder entscheiden mögen Ihre Kinder nicht im Krankenhaus zur Welt zu bringen, sondern zu Hause bzw. in einem Geburtshaus! Und an all jene die sich an dieser Stelle engagieren möchten...
Es läuft gerade eine große Protestaktion an der jede Mithilfe gefragt ist und für die jede Stimme zählt, es geht darum, dass die Krankenkassen Hausgeburten künftig nur noch bezahlen wollen, wenn keine Ausschlusskriterien vorliegen. Das Problem: Diese Kriterien sind bisher nicht wissenschaftlich belegt..... Bei einigen, wie zum Beispiel der Terminüberschreitung, muss es Ermessensspielraum geben. Tatsächlich liegen die Hälfte aller Geburten nach dem errechneten Termin, ohne dass deshalb eine Gefahr für Mutter und Kind besteht. Die Folge: Ein Großteil der Hausgeburten wird künftig als private Leistung definiert. Das schränkt die freie Wahl des Geburtsortes für Frauen und ihr Selbstbestimmungsrecht massiv ein.
Aus diesem Grund möchte ich auf folgende Aktionsseite hinweisen:

http://www.unsere-hebammen.de/meine-entscheidung

Auf dieser Seite findet Ihr auch einen sehr gut gemachten Trailer zu dem Thema (ganz unten)!"

Mara Ebinger
Hebamme


Auf der Homepage www.unsere-hebammen.de finden sich gut gemachte Zusammenfassungen der Problematik, auch als PDF oder Präsentation

(http://www.unsere-hebammen.de/mitmachen/meine-entscheidung/praesentation.pdf)

und konkrete Hinweise mit frau/mann sich beteiligen kann um Teil einer erneuten Protestwelle zu werden.

Ich habe eben eine E-Mail an den GKV- Spitzenverband und meine Krankenkasse geschrieben, den Textvorschlag der auf Protesthomepage zu finden ist habe ich übernommen sowie den Brief um einige persönliche Zeilen ergänzt:

"Aus dringendem Anlass schreibe ich Ihnen heute als besorgte Mutter und auch in meiner Funktion als Erzieherin in einem Städtischen Kindergarten, wo ich tagtäglich mit besorgten schwangeren Müttern zu habe, die über die Schliessung der nächstgelegenen Geburtststation (Klinikum Plattenwald) klagen, sowie als ausgebildete Doula. Ich habe meine beiden Kinder in Spanien auf die Welt gebracht, wo eine solche Situation herrscht wie wir sie wohl im schlimmsten Fall bald in Deutschland vorfinden. Hebammenbetreuung im Wochenbett, sowie Hausgeburten oder die Begleitung der Geburt im Krankenhaus durch eine Beleghebamme sind in Spanien Privatleistungen- obwohl der Europäische Gerichtshof 2010 in seinem Grundsatzurteil bestätigt hat, dass jede Frau frei wählen darf wo und wie sie ihr Kind auf die Welt bringt: in Spanien sind die drei og. Leistungen mit hohen finanziellen Bürden verbunden. Von freier Wahl des Geburtsortes kann keine Rede sein. Ich habe in Spanien sämtlichen im Gesundheitswesen professionell Tätigen und MitbürgerInnnen immer wieder vorgeschwärmt wie fortschrittlich man doch in Deutschland sei: von Hebammen geleitete Geburtshäuser und Hausgeburten sowie eine flächendeckende Versorgung der jungen Mütter und deren Säuglinge im Wochenbett würden selbstverständlich von der Krankenkasse getragen. Diese Fortschritte sollen nun abgeschafft werden, und das, wissend, dass damit nicht etwa eine sicherere oder kostengünstigere Geburtshilfe gewährleistet sein wird. Dafür fehlt jeglicher wissenschaftlicher Beleg! Ich finde, das ist eine bedenkliche Entwicklung.

Natürlich hat mein Protest gegen diese Entwicklung auch biographische Gründe. Sehr dramatisch und haunah musste ich erleben, wie notwendig- ja lebensnotwendig- eine kompetente Schwangerschafts- und Geburtsbegleitung ist. In meiner ersten Schwangerschaft in Barcelona wurde ich in einer grossen Klinik mit Geburtsstation "medizinisch versorgt". Das Protokoll sah vor, dass ich als "Risikoschwangere" (wegen einer Schilddrüsenproblematik) einmal monatlich von einem der Gynäkologen untersucht wurde. Eine Hausgeburt oder eine Geburt im 60 km entfernten Geburtshaus, die ich durchaus erwogen hatte (waren das doc de "normalen" Wege einer Geburt, wie ich sie aus Deutschland kannte) hätte 2500€ gekostet- Geld das ich einfach nicht hatte zu dieser Zeit. Die 5 Minuten Fussweg von unserer Wohnung entfernte Geburtsklinik schien sicherer. Eine Hebamme habe ich dort nur ein einziges Mal erlebt, nämlich als in der 40. Schwangerschaftswoche zum allerersten Mal an den Wehenschreiber kam. Da schlug das Herz meines Kindes bereits nicht mehr. Gleichzeitig war es eben diese Hebamme die sich in dieser tragischen Situation am menschlichsten verhielt. Die schmerzliche Erfahrung der Totgeburt meines ersten Kindes in einem Krankenhaus war für mich nur ertragbar, wenn man das überhaupt so nennen kann, weil ich von Hebammen und Doulas aus meinem Bekanntenkreis ehrenamtlich über Telefonate und Besuche begleitet wurde. Die Hebamme die ich in der Schwangerschaft hinsichtlich einer Hausgeburt kontaktiert hatte war in der Trauerzeit für mich da- als einzige, denn das spanische Gesundheitssystem sieht weder bei einer Tot- noch einer gesunden Geburt irgendeine Begleitung durch eine Hebamme im Wochenbett vor. Ich stellte damals fest, dass eine kontinuierliche und individuelle Begleitung der Schwangerschaft durch eine Hebamme ein wichtiger, vielleicht sogar lebenswichtiger Faktor ist.

In der zweiten Schwangerschaft wurde ich von dieser Hebamme, zu der ich sehr viel Vertrauen entwickelt hatte begleitet. Sie kam denn auch mit zur Geburt in eine andere Geburtsklinik und begleitete die glückliche Geburt als Beleghebamme und besuchte uns zweimal im Wochenbett. Das war die beste Entscheidung die ich je in meinem Leben getroffen habe! Die ganze Familie half mit um die 1500€ aufzubringen, die wir auch zu diesem Zeitpunkt als Paar mit zwei Einkommen nicht alleine hätten schultern können. Ich hatte die Wahl, weil ich sie haben wollte und mich eingesetzt habe. Ich frage mich aber: welche Wahl haben werdende Mütter/junge Familien in Spanien, die die Kosten für eine individuelle Begleitung eben nicht tragen können? Die nicht informiert sind, dass sie überhaupt eine Wahl haben, weil das im öffentlichen Gesundheitssystem totgeschwiegen wird?

Aus meiner Sicht sind Geburten in überdimensionierten Geburtszentren, die immer medikalisierter, und angeblich sicherer durchgeführt werden keineswegs sicher. Sie sind auch nicht kostengünstiger. Sie sind nicht nachhaltig gesund für die neugeborenen Kinder (Stichworte "Mikrobiom" und "Epigenetik"). Schwangeren wird die Selbstbestimmung über ihren Körper, ihre Geburt, erheblich erschwert oder gar genommen. Neben der Diskrimination die Gebärende hier erfahren hat das auch gesundheitliche Nachteile für sie. Wissenschaftliche Hinweise hierfür finden sich in unzähligen Publikation. Hier nur einige wenige Beispiele, besonders zum Beispiel Holland, einem Land das bisher bekannt war für die exzellente Geburtshilfe die zu grossen Teilen von Hebammen in Hausgeburten geleistet wurde und wird. So waren z.B. im Jahr 1985 36,6% aller Geburten Hausgeburten, bei gleichzeitig extrem niedriger perinataler Sterblichkeitsrate (9,8 zu Tausend insgesamt, 1,9 zu Tausend unter den Hausgeburten) und sehr niedriger Kaiserschnittrate (unter 2%). In diesen Studien zeigen sich Hausgeburten ungleich sicherer als Geburten im Krankenhaus:

-Bullogh, C.H. W. und andere: "Early sucking and post partum haemorrage: controlled trial in deliveries by traditional birth attendents", Lancet,2. 1989: 522-25
- Loosterman G.J. "the Dutch experience of domiciliary confinements", pp. 115-25, in Pregnancy Care for the 1980s, Hrsg: L.G. Zander and G. Chamberlain, London: Royal society of Medicine and Macmillan, 1984
- Sosa, R., J. Kennel, M. klaus, S. Robertson y J.Urrutia, " The effect of a supportive companion on perinatal problems, length of labor and mother- infant interaction", New England Journal of Medicine, 303. 1980: 597-600
-Treffers, P.E. and R. Laan, "Regional perinatal mortality and regional hospitalitation at delivery in the Netherlands", British Journal of Obstetrics and Gynaecology, 93. 1986: 690-93
- Van Altan, D.M. Eskes, y P.E. Treffers, " Midwifery in the Netherlands: the Wormerveer study", British Journal of Obstetrics and Gynaecology, 96. 1989:656-62."

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